Psychiatrie__Psychotherapie__Psychosomatik__01

Seelische Gesundheit und Lebensqualität

Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik

In der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, unter chefärztlicher Leitung von Dr. med. Sönke von Drathen, bieten wir in unserer Fachabteilung und der Psychiatrischen Institutsambulanz ein ganzheitliches und an die individuellenBedürfnisse der Patient*innen angepasstes Therapiekonzept.

In unseren vier Behandlungsbereichen mit 97 Betten sind vielseitige Unterstützungs- und Behandlungsmöglichkeiten durch unser multiprofessionelles Team vorhanden. Ärzt*innen, Psycholog*innen, Diplom-Sozialpädagog*innen, Psychotherapeut*innen, Sucht- und Ergotherapeut*innen,Kunsttherapeut*innen Gesundheits- und Krankenpflegekräfte, Altenpflegekräfte, psychiatrische Fachpflegekräfte sowie die Mitarbeitenden des Care Managements und der Sekretariate arbeiten Hand in Hand zusammen.

Sowohl für Menschen in akuten psychischen Krisen als auch für geplante Behandlungen zur Stärkung und Stabilisierung weisen wir ein umfangreiches Angebot zur Verbesserung der seelischen Gesundheit und Lebensqualität auf. Zu unseren Patient*innen gehören vor allem Menschen aus der Stadt Neumünster, für die wir vorrangig zuständig sind. Patient*innen aus umliegenden Gebieten nehmen wir nach vorheriger Absprache auf. Für das Stadtgebiet Neumünster besteht für unsere Klinik eine Vollversorgungsverpflichtung gesetzlicher Art für psychiatrische Notfälle. Viele unserer Patient*innen profitieren durch das im Haus vorhandene breite Leistungsangebot für medizinische Behandlungen und Diagnostik, sodass die Versorgung vor Ort gewährleistet ist. So können wir psychosomatische und somatische Erkrankungen in Zusammenarbeit mit den weiteren Kliniken des Hauses behandeln. Ergänzt wird dies durch eine intensive, wechselseitige Konsiliartätigkeit.

  • Station G01: Auf unserer nach Möglichkeit offen geführten Aufnahme- und Akutstation behandeln wir Menschen, die besondere Pflege, Fürsorge und Schutz benötigen. Die Station unterteilt sich in die Schwerpunktbereiche Allgemeinpsychiatrie und Suchttherapie. Insgesamt umfasst die Station 34 Behandlungsplätze.
  • Station G02A: Allgemeinpsychiatrische Station mit 24 Behandlungsplätzen für stabilere Patient*innen zur Fortführung der Behandlung nach akuten Krisen und für geplante Aufnahmen.
  • Station G02B: Eine Behandlungseinheit mit bis zu 10 Behandlungsplätzen für Menschen mit einer emotional instabilen Persönlichkeitsstörung/Borderline-Persönlichkeitsstörung nach dem Konzept der dialektisch behavioralen Therapie (DBT). Die Aufnahme erfolgt geplant nach Vorgesprächen.
  • Station B11: Eine allgemeinpsychiatrische Station mit perspektivisch 19 Behandlungsplätzen für stabilere Patient*innen zur Fortführung der Behandlung nach akuten Krisen und für geplante Aufnahmen.
  • Psychiatrische Institutsambulanz
     

Übersicht unserer Behandlungsgebiete

Unser Schwerpunkt ist der Mensch mit seiner seelischen Belastung. Wir behandeln mit einem breitem Leistungsspektrum Menschen mit Krankheitsbildern aus dem gesamten Spektrum psychischer und psychosomatischer Erkrankungen.

Dazu zählen unter anderem qualifizierte Entgiftungsbehandlungen für Menschen mit Alkoholabhängigkeit, bei denen wir nach dem Konzept des Motivational Interviewings arbeiten. Für Menschen mit einer emotional instabilen/Borderline-Persönlichkeitsstörung halten wir ein spezialisiertes Behandlungsangebot vor. Nach Vorgespräch, Indikation und Zielklärung können psychotherapeutische Behandlungen auf unseren Stationen G02 oder B11 erfolgen.

Zu unserem diagnostischen Prozess gehören sowohl die medizinische und testdiagnostische Abklärung als auch die umfangreiche Erhebung der Belastungsfaktoren, Lebensumstände, Lebens- und Lerngeschichte und Symptome der Patient*innen. Zur psychiatrischen Ausschluss- und Differentialdiagnostik führen wir bei Indikation neurophysiologische (bspw. EEG und Schlafapnoe-Screening) und neurologische Untersuchungen (CCT, MRT, etc.) durch. Zur diagnostischen Abklärung halten wir ein umfangreiches Testinventar vor. Dieses beinhaltet Intelligenz-, Konzentrations- und Leistungstests sowie Tests zur Persönlichkeitsdiagnostik und gezielte (differential-) diagnostisch zu prüfende Screenings einzelner Symptome und Störungsbilder. Die Abklärung von dementiellen Erkrankungen erfolgt über den Einsatz gängiger Tests (z. B. CERAD).

Dank unserer Multiprofessionalität vereinen wir sowohl psychiatrische, psychotherapeutische, psychopharmakologische als auch sozialtherapeutische Ansätze. Neben der ärztlichen-,psychiatrischen Behandlung und der psychiatrischen Krankenpflege ist insbesondere die Psychotherapie ein wesentlicher Bestandteil unserer Behandlung. Psycholog*innen, psychologische und ärztliche und Psychotherapeut*innen arbeiten mit Ergotherapeut*innen, Kunsttherapeut*innen und Sozialpädagog*innen fach- und teamübergreifend zusammen. Unsere individuell abgestimmten Behandlungspläne sind störungsspezifisch, bedarfs- und zielorientiert.

Die Behandlung umfasst tägliche und bedarfsorientierte Visiten, umfangreiche psychopathologische, leistungs- und neuromedizinische Diagnostik, Pharmakotherapie (medikamentöse Behandlung), Psychotherapie. Bei Indikation kommen auch weitere biologische Verfahren zum Einsatz. Dazu gehören bspw. die Lichttherapie, Schlafentzugstherapie und die Elektrokrampf-Therapie (EKT). Die EKT beabsichtigen wir im kommenden Jahr in unser Behandlungsangebot aufnehmen zu können. Es finden regelmäßig Einzel- und Gruppentherapien statt. Aus einem sehr breiten Angebot an psycho-, ergo und kunsttherapeutischen Gruppen stellen wir einen individuellen Therapieplan zusammen. Einen Flyer mit den vorhandenen Gruppentherapien finden Sie unter Downloads.

In der Ergotherapie der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik bieten wir unseren Patient*innen die Möglichkeit, eigene Potentiale wiederzuentdecken und durch Erkrankungen verloren gegangene bzw. verloren geglaubte Fähigkeiten wiederzuerlangen sowie bestehende zu erhalten. Dabei wirkt Ergotherapie durch das Handeln des Menschen selbst. Betätigung wird als menschliches Grundbedürfnis und Voraussetzung für Wohlbefinden gesehen. Auch das Erfüllen von Aufgaben, die sich ein Mensch stellt und die ihm durch sein Leben bzw. die Umwelt gestellt werden, stärkt Wohlbefinden, Sinnerleben und Selbstbewusstsein. Ergotherapie nutzt dazu viele verschiedene Methoden und Therapiemittel, z. B. handwerkliche und kreativ-gestalterische Techniken. Das Behandlungskonzept beinhaltet verschiedene themenzentrierte Angebote, im Gruppen- sowie Einzelsetting. Einen Flyer zur Ergotherapie finden Sie unter Downloads.

Bei psychosozialen Problemlagen, von denen viele unserer Patient*innen betroffen sind, unterstützt unser Team von Sozialpädagog*innen. Die sozialpädagogische Arbeit umfasst die sozialrechtliche und psychosoziale Beratung und Begleitung von Patient*innen und deren Angehörigen sowie suchttherapeutische Gruppenangebote und die Organisation nachstationärer Wiedereingliederungsmaßnahmen. Spezifische Hilfen unserer Sozialpädagog*innen sind bspw. solche bei Problemen mit dem Umfeld (z. B. Konflikte in Wohnbereich oder Lebenssituation), bei existentiellen Notlagen (z. B. finanziell), Wohnungslosigkeit oder drohendem Arbeitsplatzverlust. Die Vermittlung an Beratungsstellen und weiter begleitende Institutionen genauso wie die Unterstützung bei sozialrechtlichen und psychosozialen Fragestellungen sowie Ämter- und Behördenangelegenheiten sind ebenfalls inbegriffen.

Unser Therapiehunde „Paul“ und „Bobby“ bilden mit ihren Halterinnen Frau Kommnick (Ergotherapeutin) und Frau Böhme (Krankenschwester) das Team der tiergestützten Therapie, welches einen besonderen Schwerpunkt darstellt.

Bei Notfällen erfolgt die Einweisung über unsere Notfallaufnahme in den geschützten Behandlungsbereich.
 

Für Akutaufnahmen auf unsere Akutstation G01

Stationssekretärin Sabrina Harm, Care Manager Malte Petersen
Telefonische Erreichbarkeit: von 08:00 bis 15:00 Uhr
Tel.: 04321 405-6450
Mobil: 0151 58216461
Fax: 04321 405-6459
E-Mail: stationG01(at)fek.de oder malte.petersen(at)fek.de


Für Anfragen auf der Station G02

Stationssekretärin Barbara Erf, Care Managerin Tanja Habeck
Telefonische Erreichbarkeit: von 07:00 bis 15:00 Uhr
Tel.: 04321 405-6350
Mobil: 0160 90894855
Fax: 04321 405-6359
E-Mail: stationG02(at)fek.de oder tanja.habeck(at)fek.de


Für die Aufnahme auf unsere allgemeinpsychiatrische Station B11

Stationssekretärin Petra Wenzel, Care Manager Mesut Üzer
Telefonische Erreichbarkeit: von 07:00 bis 15:00 Uhr
Tel.: 04321 405-6550
Mobil: 0151 58216414
Fax: 04321 405-6559
E-Mail: stationB11(at)fek.de oder mesut.uezer(at)fek.de

Geplante Aufnahmen erfolgen nach Voranmeldung und einem Vorgespräch. Wir möchten darauf hinweisen, dass es aufgrund von Notfallversorgungen zu Wartezeiten bis zur Aufnahme kommen kann.


Für Vorgespräche zur Aufnahme nach dem DBT-Konzept auf der Station G02, Bereich B

Ltd. Psychotherapeutin Birte Ernst oder Care Managerin Tanja Habeck
Tel.: 04321 405-6151
Tel.: 04321 405-6350
Mobil: 0160 90894855
E-Mail: birte.ernst(at)fek.de oder tanja.habeck(at)fek.de

Wir arbeiten eng mit allen somatischen Fachabteilungen im Haus zusammen. Mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie planen wir für die Zukunft ergänzende tagesklinische Versorgungsstrukturen. Eine enge Verbindung besteht mit der Neurologischen Klinik aufgrund der gemeinsamen nervenärztlichen Geschichte, vor allem bei neuropsychiatrischen Fragestellungen oder Krankheitsbildern im Grenzbereich beider Fachgebiete. Mit der Geriatrischen Klinik besteht bei gerontopsychiatrischen Themen eine enge Zusammenarbeit, die im Verlauf noch weiter intensiviert werden soll. Psychoonkologisch arbeiten die hausinternen onkologischen Zentren im Sinne eines Liaisondienstes und halten eine psychoonkologische Sprechstunde vor. In Kooperation mit dem Landesamt für Ausländerangelegenheiten bieten wir in den Erstaufnahmeeinrichtungen in Neumünster und Boostedt eine ärztlich-psychologische Sprechstunde für geflüchtete Menschen an.

Vernetzt sind wir gemeindepsychiatrisch mit diversen Trägern ambulanter, teil- und vollstationärer Hilfen für psychisch kranke Menschen sowie den dazugehörigen Kostenträgern der Eingliederungshilfe und des Jugendamts und zuständiger Behörden (Amtsgericht, Betreuungsbehörde). Gemeinsam gestalten wir Aktionen und Projekte zur Aufklärung und Information, Entstigmatisierung und Öffentlichkeitsarbeit. Wir sind im Arbeitskreis Gesundheit und in allen Arbeitsgruppen des gemeindepsychiatrischen Verbundes aktiv. Im Bereich der niedergelassenen Psychotherapeuten besteht ein enger Kontakt zum Psychotherapeuten-Netz-Neumünster (PNN) und eine Vernetzung. Mit der Psychiatrischen Tagesklinik in der Parkstraße besteht eine enge Kooperation. Des Weiteren stehen wir im engen Kontakt zum Landesverein für Gesundheitsförderung in SH (LVGF) und wirken dort an unterschiedlichen Projekten mit.

Das FEK bietet praktische Einsätze (Praktisches Jahr, Famulaturen, Praktika und Anerkennungszeiten) im Rahmen des Medizin-, Psychologie-, Psychotherapie- und Sozialpädagogikstudiums an und ebenso im Rahmen der Ausbildung zur/zum Ergotherapeutin/-therapeuten. Diesbezüglich kooperieren wir mit den entsprechenden Universitäten, Institutionen und Schulen. Im Bereich der Pflegeaus und -weiterbildung stehen wir als Praxiseinsatzort für Schüler*innen auch aus anderen Häusern und Kliniken zur Verfügung. Im Rahmen der Fachärzt*innenweiterbildung und Ausbildung zu psychologischen Psychotherapeut*innen kooperieren wir mit der Ärztekammer SH, und diversen Ausbildungsinstituten in Norddeutschland und sind Teil des Weiterbildungsverbunds der Region Südwest. Im Rahmen des Psychotherapiestudiums kooperieren wir mit der CAU Kiel und der Universität zu Lübeck für die berufsqualifizierende Tätigkeit III und in der Zukunft wollen wir eine durch die Psychotherapeutenkammer SH anerkannte Weiterbildungsstätte für die Weiterbildung zu Fachpsychotherapeut*innen sein.

 

Unser Team

Unsere Station

Aus den Therapien

Die Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik bietet praktische Einsätze (Praktisches Jahr, Famulatur, Praktika) im Rahmen des Medizin-, Psychologie-, Psychotherapie- und Sozialpädagogikstudiums an und ebenso im Rahmen der Ergotherapieausbildung. Im Rahmen der Ausbildung zur/zum Psychologischen Psychotherapeut*in (PP) bieten wir zudem die Möglichkeit, die Praktische Tätigkeit 1 (mind. 1.200 Stunden) und 2 (mind. 600 Stunden) nach dem PsychTH-APrV abzuleisten. Hier erfahren Sie mehr.

Schönheitsnorm: Scham und Struktur: Bodyshamining erklärt

Ob „zu dick“, „zu dünn“, „nicht weiblich/männlich genug“, sichtbare Narben, Hauterkrankungen – die gesellschaftlichen Schönheitsideale, sind oft eng, widersprüchlich und für viele unerreichbar. Bodyshaming, also das Abwerten von Menschen aufgrund ihres Körpers ist weitverbreitet und kann tiefgreifenden psychische Folgen haben.  

 

Betroffene berichten häufig von geringerem Selbstwert, dem Gefühl, nicht dazuzugehören und Scham. Die Forschung nennt das „self-directed body shaming“ das Verinnerlichen abwertender Urteile und Selbstablehnung. Betroffene entwickeln häufiger psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder Essstörungen, wobei Jugendliche besonders gefährdet sind, da sie sich in einer Phase der Identitätsentwicklung befinden.

 

Was hilft nun? Bodyshaming sollte als Form von Mobbing gemeldet werden; im sozialen Umfeld, in der Schule, am Arbeitsplatz oder online. Gespräche mit vertrauten Personen, therapeutische Hilfe oder Selbsthilfegruppen können unterstützen. 

Präventiv kann Selbstakzeptanz geübt werden. Body Positivity betont, dass der Körper nicht perfekt sein muss, um wertvoll zu sein. Es geht darum, sich selbst mit Freundlichkeit und Respekt zu begegnen; unabhängig von Aussehen, Gewicht oder Form. Das Konzept Body Functionality lenkt den Blick auf die Fähigkeiten des Körpers, wie Atmen, Gehen oder Lachen, und fördert eine wertschätzende Haltung.

 

Wichtig ist auch, sich nicht ständig mit unrealistischen Schönheitsidealen aus den Medien zu vergleichen. Ein bewusster Umgang mit dem eigenen Feed und das Folgen von Seiten, die Vielfalt zeigen, kann Akzeptanz fördern.

Und nicht zuletzt: Achte auf deine Sprache; vermeide abwertende Kommentare über Körper, auch vermeintlich positive wie „Du hast aber abgenommen“, können Druck erzeugen. Stattdessen lohnt es sich, Menschen für ihre Fähigkeiten, ihren Charakter oder ihr Verhalten wertzuschätzen.

 

Bodyshaming ist kein harmloser Kommentar, sondern eine psychologische Belastung mit potenziell langfristigen Folgen. Ein gesellschaftlicher Wandel hin zu mehr Akzeptanz beginnt bei einem wertschätzenden Umgang mit dem eigenen Körper und dem der anderen.

 

Ihre Charlotte Heine, Psychologin

Angst und Sorge bei aktueller Weltlage

Drohnen über dem Flughafen von Kopenhagen, Kampfjets im Luftraum von Estland, NATO-Manöver an der Ostsee, der andauernde Ukraine-Krieg, die katastrophale Lage in Nahost, die Polarisierung in den USA und so weiter und so fort...

Bei diesen nahezu täglichen Schreckens-Meldungen kann einem schon anders werden. Begriffe wie Kriegstüchtigkeit, Landesverteidigung, Wehrdienst und Bündnisfall zeugen von einer Zeitenwende, die von Angst, Sorge und Verunsicherung geprägt ist. 

Heute holte eine Patientin ihr Handy aus der Tasche und zeigte mir darauf ein Foto von ihrer Tochter in Bundeswehr-Uniform samt Waffe, die sich gerade auf ein Manöver vorbereitet. Die Sorge dieser Mutter war deutlich zu spüren, und ich konnte ihre Gedanken und Emotionen gut nachempfinden – fast zu gut.

In einer Talkshow wurde jüngst über konkrete Szenarien wie Drohnenangriffe aus der Luft diskutiert verbunden mit der Frage, ob Deutschland darauf ausreichend vorbereitet sei. Es wurde auch über die „Militarisierung der Gesellschaft“ gesprochen, die bei vielen Menschen zu großem Unbehagen bis hin zu manifester Kriegsangst führt.

Diese bedrohlichen Themen können Körper und Seele gleichermaßen belasten, auch wenn wir ganz unterschiedliche Umgangsweisen damit haben. 

Hilfreiche Strategien können dabei sein: 

  •  Aktiv bleiben, sich nicht zurückziehen, da Isolation und Alleinsein uns für Ängste empfänglicher machen können.
  •  Es ist in Ordnung, trotz des Schreckens das eigene Leben weiterzuleben. Zwischendurch abschalten, sich mehr auf sich selbst konzentrieren, sich nicht zu viel mit den Nachrichten befassen. 
  •  Die Angst einordnen: Was betrifft mich tatsächlich und welche Bedrohung ist real?
  • Die Angst mit anderen Menschen teilen, da es hilft zu erleben, dass es den anderen genau so geht und man nicht allein ist.
  • Reichen diese Strategien nicht aus und sind die Ängste nicht mehr zu bewältigen, sollte hausärztliche und im Verlauf gegebenenfalls fachspezifische Hilfe in Anspruch genommen werden. 

Ihr Dr. Sönke von Drathen, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik

Tiergestützte Therapie

„Ein Leben ohne Tiere ist wie ein trüber Tag ohne Sonnenschein.“ 
Indianische Weisheit

Tierische Therapie im Krankenhaus? Das klingt erstmal nach einem Rezept für Chaos. Aber weit gefehlt! Tiere wie Hunde, Katzen, Pferde oder Meerschweinchen bringen eine Dosis Liebe, Trost und Heilung in die Krankenhausgänge.

Für die Arbeit mit einem Tier wird allgemein der Begriff der Tiergestützten Intervention genutzt. Er wird auch als Oberbegriff für alle Formen tiergestützter Tätigkeiten verwendet. Dazu gehören
-    Tiergestützte Therapie
-    Tiergestützte Pädagogik
-    Tiergestützte Fördermaßnahmen
-    Tiergestützte Aktivitäten
Es ist wissenschaftlich belegt, dass der nahe Kontakt mit Tieren ein wichtiges Hormon, das Oxytocin ausschüttet. Am bekanntesten ist Oxytocin wohl als „Bindungshormon“ zwischen Liebespaaren, Eltern und Kindern – es wirkt wie eine Art sozialer „Kitt“ oder „Kleber“. Umgangssprachlich heißt es daher auch „Kuschelhormon“, „Liebeshormon“, „Vertrauenshormon“ oder „Treuehormon“. Oxytocin beeinflusst das Sozialleben und Bindungsverhalten zwischen uns Menschen. Es fördert das Sozialverhalten, stärkt das Vertrauensgefühl und ist entscheidend für die Entstehung emotionaler Bindungen zwischen Menschen, oder auch Mensch und Tier.
Oxytocin
-    senkt den Blutdruck, Atmung und Herzfrequenz verlangsamen sich, es vermindert Ängste und baut Stress ab
-    es dämpft vermutlich Aggressionen und mindert die Streitlust
-    es kann empathischer und einfühlsamer machen
-    wir fühlen uns wohl und geborgen
-    weiterhin hat Oxytocin einen Einfluss auf Lernen und Gedächtnis
Welche Tiere sind geeignet?
Im Prinzip eignen sich alle Tiere, von denen keine Gefahr ausgeht. Also Tiere, die nicht stechen, beißen oder sonstige arttypischen Aggressionen zeigen. Es werden in erster Linie sogenannte „begegnungsfähige“ Tiere eingesetzt. Das sind Tiere, die den Menschen als potenziellen Sozialkontakt wahrnehmen und gezielt, eigengesteuert und unabhängig von Fütterung mit ihm interagieren. Also Tiere, die auf den Menschen zugehen, sich Streicheleinheiten holen, zum Spielen auffordern, etc. z.B. Hunde, Katzen, Kaninchen, Meerschweinchen, Pferde, Esel und einige Vogelarten (v.a. Papageien). Bei uns kommen neben den Fischen im Aquarium zwei Hunde mit Ihren Besitzerinnen zum Einsatz.
Vielleicht haben Sie Bobby oder Paul schon kennengelernt? Sie sind mit Halstüchern und dem FEK-Logo gekennzeichnet, sprechen Sie uns gerne an wenn wir einander begegnen!


Ihre Annika Kommnick, Ergotherapeutin, Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie & Psychosomatik
 

Hitze und Psyche

„Das Wetter macht mich verrückt“, sagen viele Menschen, wenn das Wetter nicht nach den eigenen Vorstelllungen & Wünschen ist, geplante Aktivitäten einschränkt, alltägliche Aktivitäten erschwert, Bedürfnisse frustriert oder körperlich sowie psychisch beansprucht. Dass bspw. vermehrte Dunkelheit eine Depression begünstigen kann, die so genannte „Winterdepression“ oder fachlich als saisonale affektive Störung bezeichnet, ist schon längst bekannt. Auch dass Naturkatastrophen zu Angsterkrankungen oder posttraumatischen Belastungsstörungen führen können, wissen wir.

Was aber ist mit Hitze? 

Hitze ist ein Stressfaktor, denn unser Körper arbeitetet bei hohen Temperaturen intensiv an der Temperaturregulation. Viele Menschen lieben heiße Sommertage, aber die meisten sind weniger leistungsfähig, können sich schlechter konzentrieren, schlafen schlechter und haben Schwierigkeiten in der Impulskontrolle. An Hitzetagen gibt es eine Zunahme an aggressivem Verhalten, aber auch eine Zunahme von Suizidalität. Die Zahl der psychiatrischen Notfälle steigt.

Menschen mit psychischen Erkrankungen erleben bei Hitze oft eine Verschlechterung ihrer Symptome. Der hitzebedingte Schlafmangel oder unerholsamer Schlaf befördern zusätzlich eine Verschlechterung der Stimmung. Einige Psychopharmaka beeinflussen die Körpertemperatur, Schweißabsonderung, das Durstempfinden & können zu einer größeren Empfindlichkeit der Haut auf UV-Strahlung führen (Achtung Sonnenbrandgefahr).

Wenn Menschen bereits unter einer Antriebslosigkeit oder mangelhaften Selbstfürsorgekompetenzen leiden, fällt es ihnen bei Hitze oft noch schwerer, auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten. Auch Menschen mit einer demenziellen oder Suchterkrankung haben ein höheres Risiko der Dehydrierung. 

Achten Sie bei einer Anfälligkeit für sich und bei ihren Mitmenschen auf:

📍 Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr

📍 Benutzen von Sonnencreme

📍 Abkühlung der Räume durch Verdunklung am Tage

📍 Verzicht auf Alkohol und Drogen

📍 Nutzung von Sonnenschutz und Aufenthalt im Schatten

📍 Verzicht auf zu intensiven Sport, v .a. im Freien

 

Ihre Dipl.-Psych. Birte Ernst

Leitende Psychotherapeutin der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie & Psychosomatik

Krebs und Psyche - Psychoonkologie

Eine Krebserkrankung betrifft nicht nur den Körper, sondern auch die Seele. Die Diagnose Krebs wird von den meisten Menschen als tiefer Lebenseinschnitt erlebt, der auch stabile Menschen aus ihrem Gleichgewicht bringen kann. Neben körperlichen Herausforderungen erleben viele Betroffene auch Angst, Ohnmacht, Niedergeschlagenheit, Ärger oder Schuldgefühle. Häufige Arztbesuche und Klinikaufenthalte bestimmen den Alltag. Hinzu kommen die Belastungen durch die Symptome der Krebserkrankung selbst und durch die Nebenwirkungen der medizinischen Behandlungen. Und genau hier setzt die Psychoonkologie an.

Was ist Psychoonkologie?

Die Psychoonkologie ist ein Teil der Psychosomatischen Medizin und befasst sich speziell mit seelischen Belastungen von Krebspatient*innen und ihren An- und Zugehörigen. Ziel der psychoonkologischen Beratung ist, Menschen im Umgang mit Ihren individuellen Belastungen und der Krankheitsbewältigung zu unterstützen.

Psychologische Unterstützung kann Lebensqualität schenken und neue Perspektiven eröffnen.

Typische Themen in der psychoonkologischen Begleitung:

• Unterstützende Gespräche in akuten Krisen

• Unterstützung bei der seelischen Bewältigung krankheitsbedingter Probleme

• Angstbewältigung

• Schmerzbewältigung

• Lebensqualität trotz Krankheit

• Beratung bei krankheitsbedingten Belastungen in der Familie oder im Freundeskreis

• Gespräche unter Einbezug von Angehörigen

• Vermittlung von Entspannungstechniken

• Information zu weiterführenden Unterstützungs- und Behandlungsangeboten (z. B. Selbsthilfegruppen, Psychotherapie)

• Begleitung bei der Annäherung an das Thema Sterben und Tod

Körper und Seele gehören zusammen. Auch in der Therapie.

Ihre Dr. med. Julia Plähn, Oberärztin der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik.

 

 

 

Waldbaden: Heilung aus der Natur?

Jetzt im Frühling, wo die Temperaturen milder, die Bäume grüner und die Vögel fröhlicher werden, zieht es uns in die Natur. Radtouren durch die Rapsfelder oder Spaziergänge im Wald tun uns gut – körperlich und auch seelisch. In der Natur fühlen wir uns oft verbundener mit uns selbst und erleben einen Ausgleich zum hektischen Alltag. Besonders der Kontakt mit natürlichen Landschaften wie Wäldern, Wiesen oder Seen fördert das emotionale Wohlbefinden und stärkt die innere Balance. So fühlt es sich zumindest an. Und was sagt die Forschung? Die bestätigt genau das. Je mehr Zeit wir in der Natur verbringen, desto gesünder sind wir. Nicht nur der Körper profitiert, indem etwa die Herzfrequenz sinkt, sondern auch unser Gehirn wird leistungsfähiger, die Seele ausgeglichener. Studien zeigen, dass der Aufenthalt im Grünen Ängste lindern, depressive Verstimmungen mildern und die Konzentration verbessern kann. 

Eine besondere Form der Naturerfahrung ist das Waldbaden. Die Praxis stammt aus Japan und wird dort Shinrin Yoku genannt. Dabei geht es nicht ums Wandern oder Joggen, sondern um ein bewusstes, langsames Eintauchen in die Atmosphäre des Waldes – mit allen Sinnen. Wissenschaftliche Studien belegen die heilsame Wirkung. Schon kurze Waldbesuche senken den Cortisolspiegel und haben einen positiven Einfluss auf die Stressverarbeitung und das vegetative Nervensystem. Wir fühlen uns ruhiger, gelassener und erholter. 

Der Frühling ist die perfekte Jahreszeit, um selbst auszuprobieren, ob diese positiven Effekte auch für uns spürbar werden können. 

So gelingt der Einstieg ins Waldbaden:

  •  Nimm Dir 1-2 Stunden Zeit. Ohne Eile, ohne Ziel.
  • Lass Handy und Kopfhörer zu Hause oder ausgeschaltet.
  • Gehe langsam, schweigend, und achte auf Geräusche, Gerüche und Licht.
  • Setz Dich zwischendurch auf einen Baumstamm, schließe die Augen und atme tief.

Spüre den Boden unter den Füßen, berühre Rinde, Moos oder Blätter. 

Waldbaden braucht keine besondere Ausrüstung und funktioniert bei jedem Wetter. Alles was wir brauchen ist die passende Kleidung und die Bereitschaft, das Rauschen der Bäume, den Duft von feuchtem Waldboden und das Zwitschern der Vögel auf uns wirken zu lassen.

Ihre Änne Boehnke

Psychologische Psychotherapeutin, Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik

Gefühle – Was heißt das eigentlich?

Täglich fragen wir andere Menschen: „Wie geht es dir?“ Oftmals ist die Antwort: „Gut“. Doch was passiert, wenn wir wirklich in uns hinein fühlen? Was spüren wir dann? Und was genau sind eigentlich Gefühle?


 

Zunächst lassen sich Gefühle unterscheiden in angenehme und unangenehme Gefühle. Gute oder schlechte Gefühle sind hingegen Zuschreibungen. Denn egal welches Gefühl wir spüren, sie geben uns wertvolle Hinweise. Wenn man also in angenehme und unangenehme Gefühle unterscheidet, dann wären angenehme Gefühle beispielsweise Freude, Zufriedenheit, Glück und Stolz . Zu den unangenehmen Gefühlen zählen beispielsweise Ärger, Wut, Trauer und Schuld.

Wie fühlen sich Emotionen an? Insbesondere wenn es uns schwerfällt, Gefühle in Worte zu fassen, können Körperempfindungen einen wichtigen Hinweis geben. Körperempfindungen wie Herzrasen, Zittern, Druck auf der Brust könnten z. B. ein Ausdruck von Angst sein. 


 

Aber wozu sind Emotionen überhaupt sinnvoll? Durch Emotionen bekommen wir eine schnelle Einschätzung der Situation, in der wir uns befinden. Emotionen zeigen uns, welche Bedürfnisse wir haben. Sie zeigen uns, was wir brauchen, uns fehlt oder stört. Hinter dem Gefühl der Angst steckt häufig ein Bedürfnis nach Sicherheit. Daraus resultiert möglicherweise ein Handlungsimpuls wie eine Flucht bzw. aus der Situation zu gehen.


 

Können Gefühle denn auch falsch sein? Falsch nicht, aber es kann sein, dass das Gefühl sehr stark empfunden wird. Zum Beispiel wenn eine Situation große Angst macht, es jedoch keine reale Gefahr gibt. Beispielsweise die Angst vor Höhe oder vor einer Spinne. Die Angst ist nachvollziehbar, aber nicht unbedingt real.


 

Warum ist das so? Unser emotionales System reagiert auf kleinste Hinweisreize und führt zu einer sehr schnellen Ersteinschätzung der Situation.  Emotionen bleiben im Gedächtnis. Wenn wir schlechte Erfahrungen gemacht haben, dann wird in einer späteren ähnlichen Situation unser damaliges Gefühl aktiviert. Dadurch können bestimmte Auslöser mit Gefühlen verknüpft werden. 


 

Wie wichtig sind also Gefühle? Unsere Gefühle sind Wegweiser. Nicht nur für uns, sondern auch für unsere Mitmenschen. Gefühle werden über Gestik, Mimik und Stimme transportiert. Sie geben uns, aber auch unserem Umfeld, einen Hinweis auf unsere Bedürfnisse. Wenn wir also ehrlich mit unseren Gefühlen umgehen, dann können wir dafür sorgen, dass unsere Bedürfnisse erfüllt werden. Sei es durch uns oder durch andere. Und dies hat wiederum Einfluss auf unsere Gefühle. 


 

Ihre Alexandra Cremer, Psychologische Psychotherapeutin 

Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik

Vergeben und vergessen?

Menschen sind in der Lage, einander Schlimmes anzutun. Das passiert mit Worten, Taten oder eben auch dem Unterlassen. Was tun, wenn mir so etwas geschehen ist? Ein „Schwamm drüber“ ist da wenig hilfreich. Wenn ich verletzt wurde, kann ich das nicht einfach wegwischen, es nicht aus dem Gedächtnis löschen. Ein „Schwamm drüber“ bedeutet dem Unrecht die Ernsthaftigkeit abzusprechen. Andererseits zeigt sich, dass langes Haften an erlebtem Unrecht mir selbst auch nicht guttut. 

In der dialektisch behavioralen Therapie sprechen wir von „radikaler Akzeptanz“. Hierbei geht es darum, das Geschehene anzuerkennen. So kann es vielleicht gelingen, mit dem Erlebten abzuschließen.

Und dann kommt manchmal auch die Frage auf: Wie ist das eigentlich mit dem Vergeben? Manches werden wir sicher für immer erinnern. Vieles lässt sich eben nicht „wieder gut machen“.

Zu vergeben heißt nicht, etwas nicht mehr zu verurteilen oder es kleinzureden. Aber es kann eine Last von meinen Schultern nehmen, wenn ich sage: Das trage ich jetzt nicht mehr mit mir herum, ich lasse los, ich vergebe. Ich vergesse nichts, aber ich vergebe. So kann ich frei werden, um nach guten Wegen in die Zukunft zu suchen.

 

Ihre Dr. med. Birgit Hostrup, Fachärztin für Psychiatrie & Psychotherapie,

Ein Spray gegen Depression

Die Depression ist eine stark belastende Erkrankung und wird gleichzeitig hinsichtlich Folgen und Schwere für die Betroffenen und deren Familien unterschätzt. In Deutschland sind 5,3 Millionen Menschen im Alter von 18 bis 79 innerhalb eines Jahres erkrankt und in allen Altersgruppen sind Frauen häufiger betroffen als Männer. Bis zu einem Drittel der Betroffenen spricht nicht auf eine konventionelle Therapie an. Dies wird als Therapieresistenz bezeichnet. Für diese Menschen gibt es seit etwa 4 Jahren mit dem Esketaminspray eine neue Behandlungsmethode, die sich in zahlreichen Fällen als wirkungsvoll erwiesen hat.

Seit dem 1. März 2021 ist Esketamin zur Behandlung schwerer therapieresistenter Depression in Deutschland verordnungsfähig und wird als Nasenspray verabreicht. Außerdem wird das Arzneimittel in Kombination mit einer oralen antidepressiven Therapie bei Erwachsenen als akute Kurzzeitbehandlung zur schnellen Reduktion depressiver Symptome angewendet, die nach ärztlichem Ermessen einem psychiatrischen Notfall entsprechen. 

Was ist Esketamin und wie funktioniert es? 

Esketamin ist ein Wirkstoff, der ursprünglich aus der Anästhesie kommt und dort als Narkosemittel eingesetzt wird. Diese chemische Variante des auch als „Partydroge“ bekannt gewordenen Ketamins hat eine ausgeprägt antidepressive Wirkung. Der genaue Wirkmechanismus ist noch nicht bis ins Letzte erforscht, aber Wissenschaftler gehen stark davon aus, dass Esketamin auf die NMDA-Glutamatrezeptoren im Gehirn wirkt, die den Serotoninhaushalt beeinflussen und sich auf die Stimmung auswirken. 

Wie wird das Spray angewendet? 

Nachdem die Indikation für die Behandlung mit Esketaminspray von einem Psychiater oder einer Psychiaterin gestellt wurde, erfolgt in der Regel ein Aufklärungsgespräch, in dem Kontraindikationen ausgeschlossen und mögliche Nebenwirkungen abgewogen werden sowie geprüft wird, ob die Therapie beginnen kann. 

Unter ärztlicher Aufsicht wird mit der sogenannten Induktionsphase (ein Ausdruck für den Behandlungsstart) begonnen, in der die Patienten eine individuell angepasste Dosis erhalten. Bei guter Verträglichkeit verabreichen sich die Patienten in den folgenden vier Wochen zweimal wöchentlich zwei oder drei Sprühstöße. Nach Beendigung der Induktionsphase wird bei Verbesserung der depressiven Symptomatik die Fortführung der Therapie empfohlen, die über mindestens 6 Monate ein-bis zweimal wöchentlich durchgeführt werden muss. Dies erfolgt in der Regel ambulant.

Jeder Mensch ist einzigartig und benötigt daher eine individuelle Therapie, die zwischen dem Menschen und dem Behandler oder der Behandlerin abgesprochen werden muss. 

Ihre Rosa Cuevas Estigarribia

Oberärztin der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik. 

Dankbarkeit

Dankbarkeit tut der Seele gut!
Vor Kurzem saß ich mit einem Kollegen zusammen. Er geht bald in Rente, und wir sprachen über seine kommenden Pläne. Er erzählte von einem besonderen Land, das er noch entdecken möchte. In diesem Zusammenhang fiel auch das Wort dankbar. Dankbar für seine ihm geschenkte Gesundheit, für die anhaltende Neugier und Offenheit. Es war ein schönes Gespräch und die Dankbarkeit des Kollegen war sehr spürbar und steckte mich an.

Auch in der Psychologie und Psychotherapie hat das Thema Dankbarkeit zunehmend Aufmerksamkeit bekommen , weil es vielversprechende Entwicklungen in sich vereint: die Bedeutung positiver Emotionen im zwischenmenschlichen Bereich und die Ausrichtung auf Ressourcen. Viele Studien belegen die hohe Relevanz von Dankbarkeit für die psychische Gesundheit. Insbesondere die Positive Psychologie betont die gesundheitsfördernden Potenziale einer dankbaren und wertschätzenden Grundhaltung im Leben.

Probieren Sie es einmal aus und führen zum Beispiel eine Zeit lang ein Dankbarkeits-Tagebuch und erleben Sie die positive Wirkung. 

Ich würde heute in mein Tagebuch schreiben : Danke für die gemeinsame Zeit heute mit meinen Töchtern.

Durch regelmäßiges ,,Training“ lässt sich unsere Wahrnehmung für Anlässe von Dankbarkeit schulen und eine innere Haltung des Dankbarseins im Alltag entwickeln. Nicht zuletzt auch ein wohltuender Gegensatz zu der zunehmenden Negativitätstendenz unserer Zeit, geprägt von Mega- und Polykrisen.

Dankbarkeit tut der Seele gut!

Ihr Dr. Sönke von Drathen, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik

 

 

 

 

 

Schlaf. Was kann ich tun, um besser zu schlafen?

Was ist eigentlich Schlaf? Wir benötigen den Schlaf, um uns zu erholen. Verbunden damit ist ein Regenerationsmechanismus des Körpers, die Stärkung des Immunsystems, auch Gedächtnisarbeit und die Verarbeitung von Erlebnissen. Jeder Mensch benötigt individuell verschieden viel Schlaf. Nicht die Schlafdauer (5-11 Std.) ist entscheidend, sondern die Erholung dadurch. Grob eingeteilt gibt es 2 Arten von Menschen:  Die Eulen, sie gehen spät ins Bett und schlafen länger und die Lerchen, sie gehen früh ins Bett und erwachen auch eher.

Es gibt verschiedene Schlafphasen: Die Einschlafphase, die Leichtschlafphase, die Tiefschlafphase, hier erfahren wir die Regeneration, die Erholung und brauchen idealerweise 1-2 Std/Nacht davon, die REM-Schlaf-Phase, auch Traum-Phase genannt, hier wird besonders intensiv und emotional geträumt, die Aufwachphase.

Ein Schlafzyklus dauert ca. 90 Minuten. Jeder Mensch wacht ca. 25-30 x pro Nacht zwischen den Phasen auf; damit ist nächtliches Erwachen ein Stück weit normal; die Erinnerung daran setzt aber erst ab ca. 3 Minuten Wachheit ein.

Schlaf-Störungen: Was ist das?

Jeder 4. Erwachsene leidet unter einer Schlafstörung. Schlafstörungen sind vielfältig: Es gibt Einschlafstörungen, Durchschlafstörungen, nicht erholsamen Schlaf, frühes Erwachen, häufiges Erwachen, Störungen des Schlafrhythmus, Bewegungsstörungen im Schlaf, etc..

Ursachen von Schlafstörungen können sein: Stress, innere Unruhe, körperliche Erkrankungen (wie Restless-Legs-Syndrom, Schlafapnoe-Syndrom), Schichtarbeit, Suchtmittelgebrauch, Lärm, Grübeln, psychische Erkrankungen, Schmerzen, etc.

Folgen von Schlafstörungen können sein: Konzentrationsstörungen, körperliche Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Tagesmüdigkeit, herabgesetztes Immunsystem, verminderte Reaktionsfähigkeit, Depressionen, gereizte Stimmungslage, Muskelschmerzen. Schlafstörungen sind auch bei Schmerzpatienten sehr häufig. Bedingt durch Schmerzen beim Liegen oder bedingt durch eine innere Unruhe, deutliche Anspannung, durch Grübeln „wie soll das Weitergehen mit mir, mit meiner Erkrankung, kann ich nie wieder so leben wie früher?“

Es gibt verschiedene Methoden, um Schlafstörungen zu behandeln:

Psychotherapie, Schlafhygiene-Empfehlungen, Schlafmedikamente, Entspannung, Stressbewältigung, Schlaflabor.

Regeln der Schlafhygiene

  • Nach 16 Uhr keine koffeinhaltigen Getränke mehr trinken
  • Mittagsschlaf auf eine halbe Stunde täglich begrenzen und vor 14 Uhr abschließen
  • Das Schlafzimmer: kühle Temperatur, Dunkelheit, Ruhe  Elektronische Geräte eine Stunde vor dem Schlafengehen nicht mehr benutzen und in einem anderen Raum aufbewahren
  •  Das Bett nur zum Schlafen nutzen (nicht zum Essen, Fernsehen, Streiten, Arbeiten etc.)
  •  Wecker nicht auf den Nachttisch stellen
  •  Regelmäßige Schlafrituale anwenden (ruhige Musik hören, Tee trinken, etc.)
  •  Zur gleichen Zeit aufstehen und ins Bett gehen
  • Keine schweren Mahlzeiten oder Alkohol vor dem Zubettgehen

 

Stimulus Kontrolle

  • Erst schlafen gehen, wenn man sich müde fühlt
  • Wenn man nach circa 30 Minuten noch nicht eingeschlafen ist: Aufstehen, Bett verlassen (im besten Fall den Raum verlassen)
  • Nicht auf den Wecker schauen
  • Ablenken (Tee trinken, ruhige Musik hören, etwas Langweiliges machen, lesen)
  •  Wieder ins Bett gehen, wenn sie sich müde und schläfrig fühlen
  •  Wenn nötig, Vorgang wiederholen

Medikamente: Pflanzliche Präparate wie Baldrian, Melisse, Lavendel auch als Umschläge oder Duftöl können bereits Erfolge bringen, Z-Präparate können kurzfristig, aber mit erhöhtem Abhängigkeitspotential helfen, Benzodiazepine haben das höchste Gewöhnungs- und Abhängigkeitspotential und eignen sich nur zu einer kurzen Anwendung oft mit Überhang am nächsten Tag, schlafanstoßende Antidepressiva wie Amitriptylin, Mirtazapin, Trazodon u.a. Medikamente dienen oft nur als kurzfristige Lösung, da einige abhängig machen und langfristig das natürliche Schlafmuster verändern können. Beim Absetzen treten dann ggf. Schlafstörungen erneut auf bzw. können sogar verstärkt werden.

Entspannungsverfahren

  •  Progressive Muskelentspannung
  •  Autogenes Training
  •  Qi Gong
  • Imaginationsübungen
  • Grübelgedanken aufschreiben (s.u.)

Neuerdings sind auch gut wirksame sog. DiGAs (digitale Gesundheitsanwendungen) für bestimmte Schafstörungen über zum Beispiel den Hausarzt auf Rezept erhältlich. Über die Apotheke erhalten Sie dann einen Freischaltcode für eine Handy-Applikation (App), eine sog. App auf Rezept für Pat. mit Schlafstörungen.

Für alle Schlafstörungen gilt gleichermaßen:

Haben Sie Geduld!! 

Jede/r braucht eine andere Methode, sprechen Sie mit ihrer/m Ärztin/Arzt oder Psychotherapeut/in.

Die Technik des Grübel Stuhls funktioniert folgendermaßen:

  1.  Bestimmen Sie einen festen Ort, an dem Sie in Zukunft grübeln werden – besonders gut eignen sich Orte, an denen Sie etwas aufschreiben können, also beispielsweise ein Schreibtisch. Auf keinen Fall sollte es ein Ort sein, an dem Sie normalerweise entspannen oder angenehmen Tätigkeiten nachgehen – also nicht das Bett, das Sofa, der Lieblingsplatz am Tisch etc.!
  2.  Erlauben Sie sich zu grübeln und schreiben Sie Ihre Grübelgedanken auf. Sie können auch ein Grübeltagebuch anlegen. Dies kann sehr hilfreich sein, denn das Aufschreiben der Grübelgedanken hilft, diese zu strukturieren und besser zu verarbeiten.
  3.  Schreiben Sie Ihre Gedanken und Sorgen auf. Lassen Sie sich dafür Zeit. Zwischendurch kann es hilfreich sein, sich folgende Fragen zu stellen: – Was spricht für meine Gedanken? Was spricht dagegen? – Woran mache ich meine Bewertungen fest? Habe ich Belege dafür? – Sind diese Gedanken hilfreich, um meine Ziele zu erreichen? Helfen sie mir dabei, mich besser zu fühlen?
  4. Wenn Sie bemerken, dass Sie von den Grübelgedanken gedanklich langsam abschweifen oder müde werden, verlassen Sie Ihren Grübelstuhl. Hilfreich konnte eine ≫Formel≪ in Form eines Schlusssatzes sein, mit der Sie Ihre ≫Grübelarbeit≪ beenden wollen. Zum Beispiel so: ≫Für heute habe ich genug gegrübelt, ich kann nun damit aufhören. ≪

Ihr Dr. Nils Riemenschneider, Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik

Psycholog*innen? Psychotherapeut*innen? Ärztlich? Psychologisch? Fachärzte und Fachärztinnen?

Bei diesen Begriffen steigt doch keiner mehr durch… Wenn Sie das schon immer wissen wollten, lesen Sie gerne weiter.

 

Psycholog*innen haben ein Hochschulstudium Psychologie (im Regelfall Masterabschluss) abgeschlossen. Sie sind beratend tätig beispielsweise im Coachingbereich oder auch in der Wirtschaft. Ein*e Psycholog*in ohne zusätzliche Psychotherapieausbildung ist nicht befugt, Psychotherapie durchzuführen.

Eine Psychotherapie wird von ärztlichen oder psychologischen Psychotherapeut*innen durchgeführt. Ein*e ärztliche*r Psychotherapeut*in verfügt über ein abgeschlossenes Medizinstudium und eine anschließende Fachärzt*innenweiterbildung für Psychiatrie & Psychotherapie. Psychologische Psychotherapeut*innen dagegen haben Psychologie (Masterstudium) studiert und anschließend eine 5-jährige Ausbildung zur Psychotherapeut*in absolviert. Psychologische Psychotherapeut*innen sind nicht befugt, Psychopharmaka (Medikamente) zu verschreiben. Dies erfolgt bei einer Fachärztin oder einem Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Diese haben ein Medizinstudium und anschließend eine 5-jährige Facharztausbildung absolviert. Wer also eine Therapie bei eine*r psychologischen Psychotherapeut*in macht und ergänzend Medikamente benötigt, dem wird empfohlen, sich diese von eine*r Psychiater*in verschreiben zu lassen.

Es gibt momentan vier verschiedene Vertiefungsschwerpunkte der Psychotherapie, die von den Krankenkassen finanziert werden. Dazu zählen die Analytisch orientierte, die Systemische und die Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie sowie die Verhaltenstherapie. Alle vier Verfahren sind wissenschaftlich fundiert und wirksam, unterscheiden sich allerdings in ihren Sichtweisen, Verfahren und der durchschnittlichen Behandlungsdauer. Lassen Sie sich gerne bei einem Erstgespräch zu den verschiedenen Psychotherapieverfahren beraten. Vielleicht entscheidender als das Therapieverfahren ist allerdings die Beziehung zwischen Patient*in und Therapeut*in.

Es gibt noch weitere ähnliche Berufsbezeichnungen, bei denen allerdings keine Psychotherapie angeboten wird. Die Ausbildung von psychologischen Heilpraktiker*innen, Coaches, oder Berater*innen setzt kein medizinisches oder psychologisches Studium voraus, sodass die Kosten nicht von den Krankenkassen übernommen werden. Seien Sie hier achtsam, denn Heilpraktiker*innen unterliegen keiner berufsrechtlichen Aufsicht, sodass die Patient*innenrechte nicht gewährleistet werden können. Lassen Sie sich im Zweifelsfall von Ihrem Hausarzt oder Ihrer Hausärztin beraten.

 

Atmung und Befinden

Der Atem beginnt in einer Bewegung und endet in der Seele (Albert Einstein)

Wir atmen 10-15 Atemzüge pro Minute. Dabei besteht ein Atemzug aus drei Phasen: Die Einatmung, die Ausatmung und die Atempause. Die Impulse für die Atmung werden voll automatisiert aus dem Gehirn vorgegeben, vorstellbar wie ein Schrittmacher. Über Nervenbahnen aktiviert das so genannte Atemzentrum im Gehirn die Muskeln, die für die Atmung zuständig sind. Und schon strömt Atemluft ein und aus. Das hört sich erst mal ganz zuverlässig und sehr routiniert an - wie schön, daher atmen wir im Schnitt auch 7-8 Millionen Mal im Jahr – oft, ohne dass man das so richtig mitbekommt oder irgendwas dafür tun muss.

Aber so routiniert, zuverlässig und gleichmäßig läuft der Atem nicht immer. Im hektischen Alltag, bei Stress und Belastungen atmen Menschen oft schneller, oberflächlicher, haben manchmal das Gefühl, sie bekommen nicht richtig Luft. Viele beschreiben auch ein Engegefühl in der Brust, manchmal mitbedingt durch Muskelverspannungen, die auch vermehrt bei Stress auftreten. So kann sich der Brustkorb nicht mehr richtig ausdehnen und die Atemhilfsmuskeln haben weniger Platz.

Gefühle gehen ebenso mit einer veränderten Atmung einher, gerade bei intensiven, unangenehmen Gefühlen ist der Atem oft in eine beschleunigte Richtung verändert. Sehr ausgeprägt ist eine veränderte Atmung bei Panikattacken, im Rahmen derer die Menschen oft Atemnot beklagen oder auch hyperventilieren.

Unser Atemzentrum im Gehirn ist über Nerven nicht nur mit den Atemmuskeln, sondern noch mit vielen anderen Bereichen im Körper verbunden. Ganz wichtig ist die Verbindung zu unserem vegetativen Nervensystem, dessen dazugehörige Parasympathikus eine beruhigende, entspannende Wirkung auf Menschen hat.

All diese Einflüsse auf den Atem und die wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Verbindung des Atems mit und in unseren Körper, haben dazu geführt, dass der Atem nicht mehr aus der Psychologie und Psychotherapie wegzudenken ist. Man kann den Atem als mächtigste Fertigkeit der Selbstregulation bezeichnen. Denn den Atem haben wir immer dabei, er ist immer verfügbar und lässt sich durch Übung von Atemtechniken rasch regulieren. Es gibt viele Entspannungstechniken, die auf den Atem fokussieren und ebenso zahlreiche Atemmeditationen. Viele kennen den Spruch „Erst mal tief durchatmen!" Oder auch die Aufforderung: „Atme erst mal tief durch!" In beiden Äußerungen steckt wahres: Denn über eine ruhige, gleichmäßige und tiefe Bauch-Atmung können wir unser vegetatives Nervensystem beruhigen. Dadurch entsteht Entspannung auf allen Ebenen, auch geistig und muskulär.

Eine chinesische Weisheit lautet "Wenn du es eilig hast, gehe langsam". Ein anderes Sprichwort lautet: „Besser langsam und gut, als schnell und schlecht". Beide Weisheiten können wir auf unseren Atem übertragen. Probieren Sie es gerne aus, indem sie sich täglich mehrere kleine Auszeiten für eine tiefe, gleichmäßige Atmung nehmen.

Ihre Birte Ernst
Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik

Geschlechtervielfalt- wie kommuniziere ich richtig?

Beim Thema Geschlecht gibt es eine große Vielfalt, aber oft auch Unsicherheiten – auf allen Ebenen. Oft wurde und wird Geschlecht am Körper einer Person, insbesondere an den Genitalien, festgemacht. Wir wissen heute, dass Geschlecht nicht allein von Genitalien bestimmt wird.

Das körperliche oder auch biologische Geschlecht wird in verschiedene Ebenen unterteilt:

  • die äußeren Geschlechtsorgane (Genitalien)
  • die inneren Geschlechtsorgane
  • die Keimdrüsen (Gonaden) und Hormone
  • die Chromosomen
  • und die sekundären Geschlechtsmerkmale (Brüste, Körperbehaarung)

Dabei gibt es mehr als nur zwei Optionen:

Menschen, deren körperliches Geschlecht (z.B. die Genitalien oder die Chromosomen) nicht den medizinischen Normen von eindeutig männlich oder weiblich Geschlecht zugeordnet werden kann, werden intergeschlechtlich oder auch Inter genannt. Sie haben z.B. sowohl Hoden und eine Vagina oder ein Organ, das als „Mikropenis“ oder „Megaloklitoris“ bezeichnet wird.

Das selbstbestimmte Geschlecht bzw. die Geschlechtsidentität einer Person, können wir nicht sehen, sie lässt sich nur durch Fragen erfahren.

Viele Menschen sind Männer oder Frauen – und stellen das auch nicht in Frage. Manche sind aber sowohl Männer als auch Frauen oder weder Männer noch Frauen. Diese Personen nennen sich selbst oft „nichtbinär“, da sie aus dem klassischen binären Geschlechtermodell herausfallen. Manchmal auch „trans“, wenn Menschen sich nicht, nicht ganz oder nicht immer dem Geschlecht zugehörig fühlen, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Oder wenn sie intergeschlechtlich sind, „inter*“.

Für Personen, deren selbstbestimmtes Geschlecht mit dem Geschlecht übereinstimmt, dem sie bei der Geburt zugewiesen wurden, ist der Begriff „cis“ geprägt worden. Dennoch nutzen nicht alle Personen, auf die das zutrifft, diese Begriffe für sich. Diese Begriffe sind Versuche, das eigene Geschlechtserleben zu erklären und für andere nachvollziehbar zu machen.

Das soziale Geschlecht besteht aus mehreren Dimensionen. Die Geschlechtspräsentation beschreibt, wie eine Person Geschlecht nach außen präsentiert, z.B. über Kleidung, Make-Up oder Körpersprache. Wenn z.B. Männer oder Menschen, die als Männer wahrgenommen werden, Make-Up, Kleider oder hohe Schuhe tragen, müssen sie häufig mit Blicken, Kommentaren und Diskriminierung rechnen.

Die Geschlechterrolle beschreibt verschiedene Verhaltensweisen, die gesellschaftlich als typisch für ein Geschlecht gelten. Z.B. beinhaltet die weibliche Geschlechterrolle es, die Kindererziehung zu übernehmen, zu kochen oder häuslich und emotional zu sein. Wenn eine Person von ihrer Geschlechterrolle abweicht, also z.B. als Frau selbstbewusst oder „burschikos“ ist, muss sie ebenfalls häufig mit Abwertung und Diskriminierung rechnen.

Das juristische Geschlecht beschreibt den Personenstand. Seit 2019 gibt es in Deutschland dafür 4 Optionen, die im Pass oder in der Geburtsurkunde eingetragen werden können. Männer, Frauen, Menschen ohne Personenstand sowie den Personenstand „divers". Seit 2013 mussten intergeschlechtliche Kinder ohne Personenstand in die Geburtsurkunde eingetragen werden. Das Bundesverfassungsgericht hat 2018 entschieden, dass es einen dritten positiven Eintrag geben muss. Dieser heißt „divers“. Eine Änderung des Personenstandes ist in Deutschland zwar möglich, aber bislang sehr kompliziert. Kostspielige Anträge bei Gericht, umfangreiche Gutachten bei psychiatrisch-psychotherapeutischen Gutachter*innen und hohes Maß an Fremdbestimmung bestimmen diesen Weg.

Das binäre Geschlechtersystem geht davon aus, dass es nur zwei Geschlechter, nämlich männlich und weiblich, gibt. Andere Geschlechter oder Zwischenstufen sind darin nicht vorgesehen. Das gilt für jeden gesellschaftlichen Bereich, also z.B. die, mit dem Geschlecht verknüpften sozialen Rollen, Geschlechtsidentitäten und körperlichen Geschlechter von Menschen. Intergeschlechtliche, nichtbinäre und andere Menschen, die nicht in dieses System passen, werden dabei nicht berücksichtigt. Das binäre Geschlechtersystem erleben wir im Alltag immer wieder, z.B. durch entstehende Irritationen, wenn Jungen gerne Kleider tragen, mit Puppen spielen wollen oder lange Haare haben.

Die Geschlechtsidentität eines Menschen bezeichnet, mit welchem Geschlecht oder welchen Geschlechtern sich ein Mensch selbst identifiziert. Die Geschlechtsidentität eines Menschen muss nicht mit dem Geschlecht übereinstimmen, das der Person bei der Geburt zugewiesen wurde.

Menschen, die sich nicht mit dem Geschlecht identifizieren, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde, können sich als transgender, transident, transgeschlechtlich, trans* bezeichnen.

Der Begriff Queer wird heute meist als positive Selbstbezeichnung gebraucht, vor allem von Menschen, die ihre Identität als „außerhalb“ der gesellschaftlichen Norm ansehen. Queer kann zudem eine nützliche Bezeichnung für Menschen sein, die sich ihrer Orientierung oder ihrem Geschlecht (noch) nicht sicher sind. Der Begriff kann Personen, Theorien und Bewegungen bezeichnen, steht aber auch für eine Theorierichtung und einen Wissenschaftszweig.

Bei all dieser Vielfalt kommt es vor allem darauf an, jedem Gegenüber vorurteilsfrei zuzuhören und Wünsche, aber auch Sorgen und Befürchtungen ernst zu nehmen, denn jeder Mensch ist Expert*in seiner selbst. Es ist wichtig Miteinander in den Kontakt und ins Gespräch kommen, denn nur dadurch lassen sich Unsicherheiten und Berührungsängste aus der Welt schaffen.

Ihre Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik

Psyche und Bewegung

Ob im Zug, im Meeting, beim Essen oder im Wartezimmer – die meisten Aufenthaltsmöglichkeiten und sozialen Aktivitäten sind auf das Sitzen ausgelegt. Dabei kommt für viele Menschen Bewegung und Sport zu kurz im Alltag – im Durchschnitt sitzen wir über 9 Stunden am Tag! Dabei beeinflusst ausreichende Bewegung nicht nur die körperliche Gesundheit positiv – zahlreiche Studien belegen auch eine Verbesserung der psychischen Gesundheit.

Besonders gut untersucht ist diese Wirkung in Bezug auf Depressionen und Stimmung. Körperliches Training kann bei Depressionen ähnlich heilsam sein wie eine medikamentöse Therapie. Aber auch bei Angsterkrankungen kann Bewegung eine positive Wirkung haben. Besonders gut ist das bei Ausdauertraining belegt.

Dabei gibt es verschiedene Wirkmechanismen, über die Bewegung auf Angst und Depression wirken kann:

Sportliche Aktivität kann das Nervenwachstum im Gehirn (Neuroplastizität) fördern. Diese ist bei Menschen mit Depressionen nach aktueller Studienlage reduziert – durch Sport oder antidepressive Medikamente kann dies ausgeglichen werden. Gleichzeitig fördert Bewegung die Ausschüttung von körpereigenen Glückshormonen und senkt die Stresshormone, ganz egal welche Sportart ausgeführt wird. Somit kann das grundlegende Level an Anspannung gesenkt werden. Dies unterstützt auch den Schlaf-Wach-Rhythmus und hilft, abends in einen erholsamen Schlaf zu finden.

Die Gehirnaktivität in den Bereichen, die für Bewegung und Wahrnehmung zuständig sind, erhöht sich durch Sport. Hirnbereiche, die am Grübeln und unangenehmen Emotionen wie Angst beteiligt sind, werden dagegen eher gehemmt – somit werden Symptome gelindert. Das funktioniert abhängig von der Sportart mal besser, mal schlechter – Sportarten wie Joggen, die wenig geistige Anstrengung erfordern, haben hier eine schwächere Wirkung als Sport, bei dem wir uns voll auf die nächste Bewegung konzentrieren müssen. Wer gerade über den nächsten Kletterzug nachdenken muss oder sich auf einen Angriff des gegnerischen Teams konzentriert, kann nicht gleichzeitig über den Ärger im Büro oder die eigenen Selbstwertprobleme nachgrübeln und erlebt daher eine stärkere Wirkung.

Nicht zuletzt können Erfolge im Sport auch den eigenen Selbstwert steigern, indem er uns unsere eigenen Fähigkeiten vor Augen führt. Außerdem trägt Sport dazu bei, sich selbst als fit und attraktiv wahrzunehmen und kann ein positives Körpergefühl schaffen.

Aber wie schaffe ich es nun, mich zur Bewegung aufzuraffen? Gerade bei schlechter Stimmung fällt das vielen Menschen schwer. Wichtig ist daher, sich erstmal eine Bewegungsart auszusuchen, die zu einem passt und auch wirklich Spaß macht. Ob wir uns dann im Fitnessstudio, beim Teamsport, in der Kletterhalle oder einfach im Freien auspowern, ist erstmal zweitrangig. Anschließend ist es wichtig, sich realistische Ziele zu setzen und an diesen festzuhalten. Wer nie sportlich aktiv war, sollte sich nicht gleich tägliches intensives Training vornehmen, sondern sich lieber langsam steigern und sich für jedes erreichte Zwischenziel eine kleine Belohnung gönnen. Das fördert die Motivation und hilft, am Ball zu bleiben. Auch Trainingspartner*innen können helfen – einen gemeinsamen Termin zum Sport sagt man eben seltener ab. Und schließlich hilft es, sich zunächst Routinen zu schaffen. Dafür am besten die Sporttermine in den Kalender eintragen und wie andere wichtige Verabredungen fest einplanen. So stellt sich nach einiger Zeit ganz von allein eine neue Gewohnheit ein.

Wir wünschen Ihnen auf jeden Fall schon mal viel Spaß beim Ausprobieren!

 

Grundbedürfnisse – mehr als Hunger und Durst?

"Wem genug zu wenig ist, dem ist nichts genug.", (Epikur, griechischer Philosoph)

Grundbedürfnisse verbinden uns Menschen trotz aller Individualität.

Weit bekannt dürfte hier das Modell des amerikanischen Psychologen Abraham Maslow sein, der die folgenden fünf Grundbedürfnisse in der bekannten Pyramide veranschaulichte: 

1. physiologischen Grundbedürfnisse, 2. Sicherheit, 3. soziale Bedürfnisse, 4. Individualbedürfnisse sowie 5. Selbstverwirklichung. 

Kurz vor seinem Tod hat Maslow seine Pyramide noch um weitere Stufen erweitert um die Bereiche kognitive Bedürfnisse, ästhetische Bedürfnisse sowie als Spitze der Pyramide die Transzendenz. Damit war eine das individuelle Selbst überschreitende Dimension oder etwas, das außerhalb des beobachtbaren Systems liegt, gemeint.

Ein anderes Modell wurde von dem deutschen Psychologen Klaus Grawe begründet, der folgende Grundbedürfnisse definierte:  1. Bindungsbedürfnis, 2. Bedürfnis nach Orientierung und Kontrolle, 3. Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung und Selbstwertschutz sowie 4. Das Bedürfnis nach Lustgewinn und Unlustvermeidung. Als fünftes und sozusagen übergreifenden Bedürfnis bzw. Ziel wurde das Konzept der Konsistenz beschrieben. Damit bezeichnete Grawe die Übereinstimmung von Vorstellung und Wirklichkeit, also dem Bedürfnis, ein Leben in Übereinstimmung mit den eigenen Werten führen zu können.

Im Idealfall werden unsere Grundbedürfnisse alles in allem hinreichend befriedigt, doch realistisch erleben wir früher oder später alle einmal, dass Bedürfnisse frustriert werden. Das an sich ist nicht krankmachend, sondern Normalität. Erst wenn eine bestimmte Schwelle und Dauer überschritten wird, die individuell sehr unterschiedlich ist, kann eine psychische Störung entstehen. Eine extreme Form ist zum Beispiel eine frühe schwere Traumatisierung im Kindesalter, die oftmals mit einem Schlag alle Grundbedürfnisse frustriert und tief erschüttert. Im Kontrast dazu erleben wir seelisches Wohlbefinden, wenn unsere Grundbedürfnisse so gut wie möglich erfüllt sind.

Das Modell der Grundbedürfnisse eignet sich sowohl für die Reflektion über die eigene Bedürfnis-Bilanz als auch für die psychotherapeutische Arbeit mit unseren Patientinnen und Patienten.

Das Erleben, dass Grundbedürfnisse uns Menschen wie ein Band miteinander verbinden, ist regelmäßig eine wohltuende, manchmal sogar eine berührende existentielle Erfahrung.

Ihre Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik

Raus aus der Endlosschleife - Negative Denkmuster mit dem Gedankenstopp unterbrechen

Wissenschaftliche Studien belegen, dass wir etwa 60.000 einzelne Gedanken täglich haben. Davon sind lediglich drei Prozent positiver Natur. Negative Gedanken sind also normal und betreffen jeden von uns – egal, ob wir über die Existenz des Universums grübeln oder darüber, ob wir den Herd ausgeschaltet haben. Wenn belastende, unangenehme, oder angstbesetzte Gedanken oder Bilder in ihrer Häufigkeit und Intensität zunehmen oder immer wiederkehren, kann dies allerdings einen erheblichen Einfluss auf unsere Stimmung, die Schlafqualität und das Stresserleben haben. Der Gedankenstopp ist eine einfache Technik, um mit negativem Gedankenkreisen umzugehen und unser Denken in eine positive Richtung zu lenken. Dabei geht es nicht darum, Sorgen „kleinzureden“ oder Gedanken zu verdrängen. Stattdessen soll die Fähigkeit genutzt werden, sich an schöne Dinge zu erinnern und angenehme Gedanken zu fokussieren.

Beginnen Sie damit, angenehme Themen zu sammeln: Erinnerungen, Momente und Situationen, mit denen Sie positive Gefühle verbinden und über die Sie gerne nachdenken. Dies können z. B. Urlaubs- oder Kindheitserinnerungen, schöne Erlebnisse, Wohlfühlorte oder Hobbys sein. Nehmen Sie sich einen ruhigen Moment, schließen Sie die Augen und konzentrieren Sie sich auf die ausgewählte Situation. Versuchen Sie, sich die Szene möglichst lebhaft vorzustellen. Was sehen Sie? Was fühlen Sie auf Ihrer Haut? Was für Gerüche und Geräusche sind da? Bleiben Sie so lange bei der Vorstellung, bis die Gedanken und Gefühle für Sie spürbar angenehm sind. Mit zunehmender Übung wird sich dieses innere Bild festigen und die entsprechenden Emotionen schneller abrufbar werden.

Notieren Sie sich die „Marmeladenglasmomente“, die für Sie die beste Wirkung haben. Diese können Sie nutzen, sobald Sie eine negative Gedankenspirale bemerken – das ist in der Hektik des Alltags manchmal gar nicht so einfach. Unser Denken läuft häufig sehr schnell und unbewusst ab, sodass wir eine Art „Betriebsblindheit“ für unsere Denkprozesse entwickeln können. Wenn Sie eine plötzliche Veränderung in Ihrer Stimmung oder in Ihrem Verhalten bemerken, ist das häufig ein Zeichen, um einen Moment innezuhalten und sich zu fragen: Wo bin ich eigentlich gerade mit meinen Gedanken? Egal ob die Gedankenschleifen quälend bewusst ablaufen oder erst durch solch eine kleine Detektivarbeit aufgedeckt wurden: Wenn unangenehme Bilder oder Gedanken hochkommen, können Sie die Technik des Gedankenstopps anwenden.

Versuchen Sie hierzu die unangenehmen Gedanken zunächst zu unterbrechen. Dies fällt zu Beginn leichter, wenn ein lautes Geräusch mit einer Bewegung verbunden wird. Sie können beispielsweise laut „Stopp!“ rufen, dabei mit dem Fuß aufstampfen, in die Hände klatschen oder lautstark eine Tür schließen. Erlaubt ist, was funktioniert und sich für Sie richtig anfühlt. Wechseln Sie sofort nach Ihrem persönlichen Stopp-Signal zu den angenehmen Bildern und Momenten, die Sie im Vorwege gesammelt haben. Nutzen Sie Ihre Vorstellungskraft, um für etwa 30 Sekunden die verbundenen angenehmen Gedanken und Empfindungen aufkommen lassen. Sollten Sie währenddessen oder danach wieder in einer negativen Gedankenschleife landen, rufen Sie nochmal laut „Stopp!“ und wiederholen den Vorgang.

Sobald Sie mit einem Stopp-Signal zuverlässig die unerwünschten Denkmuster unterbrechen können, können Sie dieses zunehmend alltagstauglicher werden lassen. Statt beispielsweise laut „Stopp!“ zu rufen, können Sie im nächsten Schritt eine normale Sprechlautstärke verwenden, anschließend Flüstern und zuletzt das Wort nur noch innerlich sagen.

Auch beim Gedankenstopp gilt: Übung macht den Meister. Geben Sie sich selbst Zeit und versuchen Sie geduldig zu sein, wenn die Gedankenspirale hartnäckig ist.

Wir wünschen Ihnen viel Erfolg!

Ihre Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik

Doomscrolling- eine Flut an negativen Informationen und Nachrichten und was sie mit uns machen kann….

Krisen: Kriege, Flucht, Terror, Umweltkatastrophen, Klimawandel, Preiserhöhungen, Corona und Coronafolgen dominieren die Medien und Nachrichten. Menschen, die informiert sein wollen, sind in Zeitungen, über Apps, soziale Medien und das Fernsehen mit einer Fülle von Informationen konfrontiert. Es gibt auch Menschen, die in diesen Krisenzeiten vermehrt, gar exzessiv Nachrichten konsumieren oder sich über Live-Ticker ständig mit neuen Informationen versorgen lassen. Für die ständige Suche nach negativen, schlechten Nachrichten im Internet und deren Fokussierung, vorrangig an Smartphones oder Tablets, gibt es einen Begriff, das so genannte „Doomscrolling“. Dieses Verhalten kann wiederum zu einer verstärken Aufmerksamkeit für negative Themen und Schlagzeilen führen. Biologisch ist unser Gehirn darauf trainiert, potenziell bedrohliche Reize schneller und besser zu verarbeiten (die s.g. negativity Bias). Das Resultat ist oft, dass es sehr schwer ist, von negativen Informationen „weg zu kommen“. Möglicherweise führt diese Informationsaufnahme langfristig dazu, schlechter, nicht realitätsgetreu informiert zu sein. Denn Menschen mit einer negativty Bias richten ihre Aufmerksamkeit auf negative Informationen und der Blick für positive Möglichkeiten und Optimismus tritt in den Hintergrund. Dadurch kann es zu Hilflosigkeitserleben und Passivität kommen.

Viele Menschen sind durch die negativen Nachrichten und Schlagzeilen sehr besorgt und ergriffen, viele auch nachhaltig belastet und gestresst. So ist es auch nachvollziehbar, dass sich manch eine*r ganz den Nachrichten über das Weltgeschehen entzieht. Aber es gibt auch Menschen, denen das nicht gelingt und die durch die Nachrichtenerstattung über die aktuellen Krisen sehr nachhaltig in ihrer Stimmung gedrückt sind und möglicherweise auch eine depressive Verstimmung entwickeln. Eine solche Reaktion ist wissenschaftlich nachvollziehbar und folgt der Logik unserer Informationsverarbeitung. Negative, potenziell bedrohliche Informationen lösen in unserem Nervensystem Stress aus, belasten also umgangssprachlich geschrieben „unsere Nerven“. Stress äußert sich bei Menschen auf vielerlei Wege. Stresserleben ist ganz individuell. Wissenschaftlich erwiesen ist jedoch, dass Gedanken, die durch die negativen Informationen ausgelöst werden können, auch die Stimmung negativ beeinflussen. Eine gedämpfte Stimmung wiederum kann dazu führen, dass Menschen ihre Aufmerksamkeit verstärkt auf negative Informationen lenken (zusätzlich zu dem negativity bias). Es entsteht also ein Teufelskreis. Und wenn das Denken negativ ist und die Stimmung gedrückt, dann entwickeln Menschen oft eine „schwarze“ Sicht auf die Zukunft, die Umwelt und auch auf die eigene Person. Dies nennt man dann die negative Triade der Depression.

Wie kann es also gelingen, trotz des Bedürfnisses nach Informationen über das Weltgeschehen, bei stabiler Stimmung zu bleiben?

Ganz „einfach“ beantwortet:

Medienzeit begrenzen und nur einmal pro Tag ganz bewusst Nachrichten schauen. Darüber hinaus soll man sich trotz all der Krisen potenziell positiven Aktivitäten oder angenehmen Dingen zuwenden. Der Teufelskreis kann also über das Denken, die Stimmung und die Aktivität unterbrochen werden. Um auf „positive Gedanken“ zu kommen, braucht es positive Aktivitäten. Ablenkung, angenehme Erlebnisse, welche sich auch potenziell positiv auf die Stimmung auswirken. Es geht also um „gesunde Abgrenzung“, bzw. „die Dosis macht das Gift“.

In einer Psychotherapieform gibt es eine Hilfestellung/Strategie, die „Frust ausbalancieren“ heißt. Stellen Sie sich dazu eine Waage vor. Auf der einen Seite sammeln Sie all den Alltagsfrust. Dazu gehören auch die belastenden Nachrichten. Auf der anderen Seite der Waage ist Platz für Angenehmes und Positives. Wenn die negative Seite „voll“ ist, kippt die Waage. Um ein Gleichgewicht herzustellen, müssen Sie also ganz aktiv für Positives sorgen, um ins Gleichgewicht zu kommen.

Wir wünschen Ihnen dabei alles Gute!

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