Krisen: Kriege, Flucht, Terror, Umweltkatastrophen, Klimawandel, Preiserhöhungen, Corona und Coronafolgen dominieren die Medien und Nachrichten. Menschen, die informiert sein wollen, sind in Zeitungen, über Apps, soziale Medien und das Fernsehen mit einer Fülle von Informationen konfrontiert. Es gibt auch Menschen, die in diesen Krisenzeiten vermehrt, gar exzessiv Nachrichten konsumieren oder sich über Live-Ticker ständig mit neuen Informationen versorgen lassen. Für die ständige Suche nach negativen, schlechten Nachrichten im Internet und deren Fokussierung, vorrangig an Smartphones oder Tablets, gibt es einen Begriff, das so genannte „Doomscrolling“. Dieses Verhalten kann wiederum zu einer verstärken Aufmerksamkeit für negative Themen und Schlagzeilen führen. Biologisch ist unser Gehirn darauf trainiert, potenziell bedrohliche Reize schneller und besser zu verarbeiten (die s.g. negativity Bias). Das Resultat ist oft, dass es sehr schwer ist, von negativen Informationen „weg zu kommen“. Möglicherweise führt diese Informationsaufnahme langfristig dazu, schlechter, nicht realitätsgetreu informiert zu sein. Denn Menschen mit einer negativty Bias richten ihre Aufmerksamkeit auf negative Informationen und der Blick für positive Möglichkeiten und Optimismus tritt in den Hintergrund. Dadurch kann es zu Hilflosigkeitserleben und Passivität kommen.
Viele Menschen sind durch die negativen Nachrichten und Schlagzeilen sehr besorgt und ergriffen, viele auch nachhaltig belastet und gestresst. So ist es auch nachvollziehbar, dass sich manch eine*r ganz den Nachrichten über das Weltgeschehen entzieht. Aber es gibt auch Menschen, denen das nicht gelingt und die durch die Nachrichtenerstattung über die aktuellen Krisen sehr nachhaltig in ihrer Stimmung gedrückt sind und möglicherweise auch eine depressive Verstimmung entwickeln. Eine solche Reaktion ist wissenschaftlich nachvollziehbar und folgt der Logik unserer Informationsverarbeitung. Negative, potenziell bedrohliche Informationen lösen in unserem Nervensystem Stress aus, belasten also umgangssprachlich geschrieben „unsere Nerven“. Stress äußert sich bei Menschen auf vielerlei Wege. Stresserleben ist ganz individuell. Wissenschaftlich erwiesen ist jedoch, dass Gedanken, die durch die negativen Informationen ausgelöst werden können, auch die Stimmung negativ beeinflussen. Eine gedämpfte Stimmung wiederum kann dazu führen, dass Menschen ihre Aufmerksamkeit verstärkt auf negative Informationen lenken (zusätzlich zu dem negativity bias). Es entsteht also ein Teufelskreis. Und wenn das Denken negativ ist und die Stimmung gedrückt, dann entwickeln Menschen oft eine „schwarze“ Sicht auf die Zukunft, die Umwelt und auch auf die eigene Person. Dies nennt man dann die negative Triade der Depression.
Wie kann es also gelingen, trotz des Bedürfnisses nach Informationen über das Weltgeschehen, bei stabiler Stimmung zu bleiben?
Ganz „einfach“ beantwortet:
Medienzeit begrenzen und nur einmal pro Tag ganz bewusst Nachrichten schauen. Darüber hinaus soll man sich trotz all der Krisen potenziell positiven Aktivitäten oder angenehmen Dingen zuwenden. Der Teufelskreis kann also über das Denken, die Stimmung und die Aktivität unterbrochen werden. Um auf „positive Gedanken“ zu kommen, braucht es positive Aktivitäten. Ablenkung, angenehme Erlebnisse, welche sich auch potenziell positiv auf die Stimmung auswirken. Es geht also um „gesunde Abgrenzung“, bzw. „die Dosis macht das Gift“.
In einer Psychotherapieform gibt es eine Hilfestellung/Strategie, die „Frust ausbalancieren“ heißt. Stellen Sie sich dazu eine Waage vor. Auf der einen Seite sammeln Sie all den Alltagsfrust. Dazu gehören auch die belastenden Nachrichten. Auf der anderen Seite der Waage ist Platz für Angenehmes und Positives. Wenn die negative Seite „voll“ ist, kippt die Waage. Um ein Gleichgewicht herzustellen, müssen Sie also ganz aktiv für Positives sorgen, um ins Gleichgewicht zu kommen.
Wir wünschen Ihnen dabei alles Gute!