Das Diabetische Fußsyndrom ist eine Spätkomplikation der Zuckererkrankung, die etwa 10 von 100 Diabetikern betrifft. Dauerhaft erhöhte Blutzuckerwerte führen zu irreversiblen Schädigungen der Nerven und Gefäße. Die Nervenschädigung betrifft besonders die sensiblen Nervenfasern, was zu einer Abnahme der Schmerz- und Druckempfindlichkeit führt. Kleine Wunden oder Verletzungen am Fuß bleiben in Folge des reduzierten Schmerzempfindens länger unbemerkt. Die Wunden sind anfällig für Entzündungen, der Heilungsprozess kann durch vorbestehende Durchblutungsstörungen erheblich beeinträchtigt sein. Beim fortgeschrittenen Diabetischen Fußsyndrom können durch Störungen des muskulären Gleichgewichts Gelenkfehlstellungen entstehen, die teilweise zu grotesken Fehlbelastungen der Füße führen können.
Ein Diabetisches Fußsyndrom entsteht durch dauerhaft erhöhte Blutzuckerwerte. Je nach vorrangig geschädigtem Gewebe unterscheidet man zwischen:
- neuropathischem diabetischen Fußsyndrom
- ischämischem diabetischen Fußsyndrom
- gemischtförmigem diabetischen Fußsyndrom
Beim neuropathischen Fußsyndrom steht der Verlust der Funktion der Nervenfasern im Mittelpunkt der Erkrankung, beim ischämischen führen die Gefäßschädigungen zu relevanten Durchblutungsstörungen. Weitere Ursachen stellen eine deutliche erhöhte Infektanfälligkeit dar. Der Krankheitsverlauf wird oft durch eine zuckerbedingte Nierenerkrankung weiter kompliziert.
Neuropathisches Fußsyndrom:
- Sensibilitätsstörung der Haut
- Kribbelparästhesien
- gestörtes Temperaturempfinden
- Füße sind warm, aber gefühlt eiskalt
- Engegefühl im Bereich der Knöchel
- Füße wie in einem Schraubstock
- Fehlstellung des Fußes durch Muskelschwund
- sog. Charcot-Fuß
- Krallenzehen
- vermehrt Hornhaut an Druckstellen
- Haut trocken, keine oder kaum Schweißbildung
Ischämische Fußsyndrom:
- Haut kühl; blass, bläulich verfärbt
- Fußpulse nicht tastbar
- verzögerte Wundheilung
- krampfartige Muskelschmerzen beim Gehen oder auch nachts in Ruhe
Die Diagnostik des Diabetischen Fußsyndroms sollte in einem Zentrum interdisziplinär durchgeführt werden. Die diagnostischen Maßnahmen umfassen die Inspektion und Palpation der erkrankten Extremität, den Stimmgabeltest zur Prüfung des Vibrationsempfindens, die Messung des Knöchel-Arm-Index, die Duplexsonographie der Beingefäße, die Dokumentation der Wunde inklusive Bestimmung des Wundstadiums (z. B. nach Wagner-Armstrong), die Bestimmung des Blutzuckers und das Anfertigen eines Wundabstriches. Das Zentrum sollte aus Gefäßchirurgen, interventionellen Radiologen, Neurologen, Diabetologen, Orthopäden, Wundexperten und Fachkräften aus dem Bereich der Labormedizin bestehen.
Gemäß der Leitlinien der Deutschen Diabetes Gesellschaft sollte die Behandlung nach dem RIA-Prinzip erfolgen: R steht für Revaskularisation, I für Infektion behandeln und A für Amputation. Beim Vorliegen einer Durchblutungsstörung kommen kathetergestützte Therapiemaßnahmen oder Bypässe in Frage. Infizierte Wunden müssen chirurgisch gesäubert werden, sie erfordern desinfizierende Wundverbände sowie häufig eine begleitende Antibiotikatherapie, idealerweise nach Keimbestimmung und Antibiogramm. Die chirurgischen/interventionellen Maßnahmen und die Wundbehandlung sollten von einer adaptierten Blutzuckereinstellung begleitet werden.
Spätestens mit der Mobilisation des Betroffenen muss durch geeignete Hilfsmaßnahmen eine konsequente Druckentlastung am erkrankten Fuß gewährleistet werden. Die Weiterbehandlung der Wunden sollte stadiengerecht erfolgen, idealerweise unter Einbeziehung von Wundexperten. Um die Ausbreitung einer Infektion zu stoppen, sind gelegentlich Amputationen bis hin zu Oberschenkelamputationen erforderlich.