Die genauen Ursachen für eine Frühgeburt können komplex sein und sind oft unbekannt
Während genetische Faktoren eine Rolle spielen können, können auch zum Beispiel ein zu hoher Blutdruck oder Infektionen bei der Mutter zu einer vorzeitigen Geburt führen.
Zu früh geborene Kinder können aufgrund ihrer Unreife Schwierigkeiten haben, wichtige Körperfunktionen aufrechtzuerhalten. Dieses betrifft z.B. die Atmung, die Regelung der Körpertemperatur, die Nahrungsaufnahme und manche motorischen Funktionen.
In Abhängigkeit von der erreichten Schwangerschaftswoche sind die Bedürfnisse von Frühgeborenen an besonderer Pflege und Behandlung sehr unterschiedlich. Je näher der eigentlich berechnete Geburtstermin liegt, desto kürzer ist in aller Regel der notwendige Aufenthalt und desto geringer ist auch der Behandlungsbedarf auf der Früh- und Neugeborenenstation.
Um die Körpertemperatur zu regulieren, können Babys in einen Inkubator gelegt werden, in dem Wärme und Feuchtigkeit geregelt werden. Sobald das Frühgeborene seine Körpertemperatur besser steuern kann, braucht es meist nur noch ein Wärmebettchen. Auch eine gedämpfte Beleuchtung, eine leise Umgebung und eine kindgerechte einkuschelnde Lagerung, die an die Wärme und Enge des mütterlichen Bauches erinnern soll, sind wichtig, um kräftige Sinneseindrücke und Stresssituationen zu vermeiden.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Atmung eines Frühgeborenen, falls nötig, zu unterstützen. Auch hier ist der medizinische Fortschritt weit vorangekommen und es sind Methoden entwickelt worden, die deutlich schonender sind als noch vor einem Jahrzehnt.
Mit einer altersgerechten Nahrungszufuhr – im Idealfall mit Muttermilch – wird das weitere Wachstum des Babys gefördert. Aufgrund der noch nicht ausgereiften Abwehrkräfte der kleinen Kinder gegenüber Infektionserregern müssen Hygieneregeln sorgfältig beachtet werden. Bei Bedarf werden dem Alter des Kindes angepasste Medikamente und zusätzliche Nährlösungen verwendet.
Entwicklungsfördernde Pflege unterstützt die Frühgeborenen in ihrer seelischen und körperlichen Entwicklung. Der Besuch und die Anwesenheit der Eltern bei ihrem Baby ist rund um die Uhr möglich und in vielen Fällen werden auch die Mütter mit aufgenommen. Die sogenannte Känguru-Pflege, mit Haut-zu-Haut-Kontakt, stärkt das Frühgeborene in seinem Wohlbefinden, stabilisiert seine Körperfunktionen und erleichtert die wichtige Bindung zwischen Eltern und Kind. Dadurch spüren und lernen die Eltern gleichzeitig die Signale des Kindes kennen und auch die Produktion von Muttermilch wird entscheidend durch diesen engen Kontakt gefördert.
Für alle Frühgeborenen, die bei ihrer Geburt weniger als 1.500 Gramm wiegen, sind besondere Nachuntersuchungen empfehlenswert. Diese finden bei Ihrem Kinderarzt und auch bei uns statt. Im Alter von ca. 24 Monaten nach dem errechneten Entbindungstermin laden wir die Kinder immer zu einer Nachuntersuchung ein. Wir untersuchen die Kinder mit einem Testverfahren: den Bayley-Scales of Infant Development III. Durch diese Untersuchung kann ein eventueller Förderungsbedarf zum Beispiel im motorischen und sprachlichen Bereich erkannt werden. Der Test ist spielerisch und nicht belastend für die Kinder.
Auch eine maßgeschneiderte Unterstützung nach der Entlassung, unter anderem durch Hebammenhilfe, Frühe Hilfen, physiotherapeutische Behandlung oder eine Betreuung durch den Bunten Kreis Nord wird besonders empfohlen. Durch diese Angebote kann der Übergang von der Krankenhausbehandlung nach Hause erleichtert werden. Spezialisiert sind die Sozialpädiatrischen Zentren, zu denen wir bzw. der bunte Kreis Nord in besonderen Fällen gern den Kontakt vermitteln.